Abstracts / Referenten

Bereits sehr kleine Kinder können schweren Traumatisierungen ausgesetzt sein, die lebenslange belastende Auswirkungen bis ins hohe Erwachsenenalter nach sich ziehen können. Traumatherapeutische Behandlungsmöglichkeiten in den ersten drei Lebensjahren gibt es nur sehr wenige. Eine direkte Behandlung am Kind ist nach wie vor die Ausnahme. Die I.B.T.-Methode beschränkt sich aber nicht auf eine reine Eltern-Beratung, sondern teilt sich in drei Aspekte auf, die sich gegenseitig bedingen. In der ersten Phase werden die Belastungen der Bezugspersonen in Bezug auf das Trauma des Kindes, in der zweiten Phase die Bindung zwischen Bezugspersonen und Kind und in der dritten Phase die traumatischen Belastungen des Kindes selbst betrachtet und in die Therapie integriert. Anders als bei den bisherigen Methoden wird hier gezeigt wie ein direktes Arbeiten am Kind traumatherapeutisch möglich ist.
Katrin Boger
- Kinder- und Jugendpsychotherapeutin
- Traumatherapeutin
- Dipl. Pädagogin
- Supervisorin
- Leitung WZPP - Weiterbildungszentrum für Pädagogik und Psychologie,
- Autorin
- Aalen, Deutschland

Menschen in helfenden Berufen sind zumeist mit einer großen Motivation zu helfen, gestartet. Sie bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein. Häufig sind sie in ihrer Arbeit intensiven emotionalen Anforderungen und großem Stress ausgesetzt. Und dann reichen Wissen und Erfahrungen oft nicht mehr aus. Hinzu kommen strukturelle Probleme in den jeweiligen Institutionen. Bevor wir unsere Überlastung und Erschöpfung oder sogar gesundheitliche Probleme als Warnzeichen bemerken, haben unser Körper und unser Nervensystem schon längst kleine Bitten um Pausen und Selbstfürsorge ausgesendet. Leider haben wir verlernt zuzuhören. Wie können wir wieder lernen, zu zuhören und die Selbst- und Koregulation in Verbundenheit mit anderen wieder herstellen? Und wie kann eine angemessene Abgrenzung gegenüber zu viel emotionalem Stress aussehen? Der Workshop lädt ein zu einer leichten und humorvollen Vermittlung von Wissen und kleinen Spürübungen, damit aus der Freude am Helfen keine schwer zu ertragende Last wird.
Dr. phil. Mauri Fries
- Dipl. Psychologin
- HP-Psychotherapie
- Systemische Familienberatung und Supervision
- Somatic-Experiencing (SE)® Practioner
- Fort- und Weiterbildung „Frühe Kindheit“
- Privatpraxis in Leipzig


Antonia Maria Jockenhöfer
- Diplom Heilpädagogin,
- Systemische Kinder-, Jugend- und Familienberaterin
- PäPKi Therapeutin
- Traumapädagogin/ Traumafachberaterin (DeGPT/BAG-TP)
- Integrative Bindungsorientierte Traumafachberaterin/-therapeutin (I.B.T.®)
- Emotionelle Erste Hilfe Fachberaterin
- Lehrauftrag mit Schwerpunkt "Frühforderung von Säuglingen" an der Evangelischen Hochschule in Bochum
- Institut für Sondendependenz, Essen
- Dipl. Psychologe
- Autor
- Institut für Sondendependenz, Essen

In Deutschland lebten in 2020 rund 90.000 Pflegekinder. Bei der Hälfte der Pflegekinder im Vorschulalter sind traumatische Erfahrungen vorbekannt, ungefähr 40% weisen psychische Auffälligkeiten auf. Oftmals sind jedoch nicht nur die Pflegekinder belastet, sondern infolge auch die Pflegeeltern, die sich im Umgang mit diesen Auffälligkeiten überfordert fühlen können. Negative Eskalationsspiralen bis hin zu weiteren traumatischen Erfahrungen können die Folge sein, Pflegschaft können vorzeitig beendet werden und somit weitere Beziehungsabbrüche eintreten. In diesem Kurzworkshop werden Sie einen Überblick erhalten, was aus der Forschung heraus über mögliche Vorerfahrungen und psychische Belastungen bei Pflegekindern im Vorschulalter bekannt ist. Evaluierte Interventionen mit dem Fokus auf den Pflegeeltern werden Ihnen vorgestellt - insbesondere das Pflegeelterntraining „Fostering Changes“ werden Sie intensiver theoretisch und praktisch kennenlernen. „Fostering Changes“ ist ein Gruppentraining für Pflegeeltern mit Pflegekindern im Altern von 2 bis 11 Jahren. Es beruht auf neuen Erkenntnissen der Bindungs- und Traumaforschung. Auf abwechslungsreiche, interaktive Art und Weise werden v.a. Möglichkeiten zur Förderung der Beziehungsqualität und Methoden der positiven Erziehung vermittelt. Gemäß wissenschaftlichen Untersuchungen in Großbritannien fühlten sich Pflegeeltern nach einer Trainingsteilnahme selbstwirksamer in ihrer Rolle und kindliche Auffälligkeiten verringerten sich bedeutsam.
Judith Bürzle, BSc
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin
- Traumacurriculum (Schwerpunkt: IRRT im Kindes- und Jugendalter)
- Kursleiterin „Fostering Changes“
- Dozentin
- Wissenschaftliche Mitarbeiterin Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm

Das Konzept der “Frühen Programmierung von Gesundheit und Krankheit“ (Developmental Origins of Health and Disease, DOHaD) postuliert, dass bestimmte Umwelteinflüsse während kritischer Phasen der Entwicklung die Ausbildung des funktionellen Phänotypes eines Individuums “prägen“ oder “programmieren“ und somit Gesundheit aber auch Krankheitsanfälligkeiten in späteren Lebensphasen beeinflussen. Auch die funktionelle Entwicklung und Reifung neuronaler Netzwerke beruht auf einer Interaktion zwischen genetischen Prädispositionen und Umwelteinflüssen. Perinatale Stresserfahrungen bzw. Traumata, als kritische Umwelteinflüsse in frühen Lebensphasen, können neuronale Entwicklungsprozesse negativ beeinflussen und stellen somit einen markanten Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen wie Depression, Angsterkrankungen oder ADHS dar. Die erfolgreiche Bewältigung früher Negativerfahrungen kann andererseits aber auch zu angepassten Veränderungen der neuronalen Strukturen führen, die sich in späteren Lebensphasen durch verbesserte Stressbewältigungsoptionen oder Resilienz zeigen. An der Schnittstelle zwischen Genen und Umwelt stehen sogenannte epigenetische Mechanismen, die eine übergeordnete Ebene der genetischen Regulation darstellen, und diese komplexe, aber für die Entwicklung eines Individuums notwendige, Interaktion modulieren. Im Workshop werden die Mechanismen epigenetisch regulierter perinataler Programmierungsprozesse genauer erläutert und zudem der Einfluss kritischer Faktoren wie sensible Entwicklungszeitfenster, geschlechtsspezifische Effekte und die Bedeutung der sozio-emotionalen Umwelt als möglicher protektiver Pufferfaktor diskutiert.
apl. Prof. Dr. rer. nat. Jörg Bock
- Neurobiologe
- Apl. Professor für Zoologie/Neurobiologie, OvGU Magdeburg
- Leiter der AG “ Epigenetik und Strukturelle Plastizität”

Die funktionelle Reifung und Entwicklung des Gehirns beruht auf einer komplexen, aufeinander abgestimmten Interaktion zwischen genetischen Prädispositionen und Umwelteinflüssen. Stresserfahrungen bzw. Traumata in frühen Lebensphasen können diese Entwicklungsprozesse negativ beeinflussen und als Folge die Gehirnfunktion vor allem in präfronto-limbischen Arealen beeinträchtigen. Daher stellt perinataler Stress einen markanten Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen wie Depression, Angsterkrankungen oder ADHS dar, wobei hervorzuheben ist, dass die beschriebenen Effekte oft geschlechtsspezifisch auftreten. Die erfolgreiche Bewältigung früher Negativerfahrungen kann andererseits aber auch zu angepassten Veränderungen der neuronalen Strukturen führen, die sich in späteren Lebensphasen durch verbesserte Stressbewältigungsoptionen oder Resilienz zeigen. Eine zunehmende Anzahl an Studien, darunter unsere eigenen, zeigen, dass diese stressinduzierten (mal-)adaptiven Prozesse durch epigenetische Mechanismen (Histon-Modifikationen, DNA-Methylierung) vermittelt werden, die zu kurz- und langfristigen Veränderungen in der Genexpression führen und somit die Hirnfunktion beeinflussen. In aktuellen Studien konnten wir zudem nachweisen, dass der spezifische Effekt von Stresserfahrungen auf die genannten Prozesse das Ergebnis einer komplexen Interaktion zwischen frühem Stress und konsekutiven oder wiederholten Stressbelastungen in späteren Lebensabschnitten ist (“Two-(or Multiple) Hit” Concept). Zudem zeigt sich, dass die stressinduzierten, epigenetisch regulierten Veränderungen der Hirnfunktion und des Verhaltens auf Nachfolgegenerationen (Inter- und Transgenerationale Transmission) übertragen werden können. Früher Stress beeinflusst also nicht nur das direkt dem Stress ausgesetzte Individuum, sondern stellt einen transgenerationalen Programmierungsfaktor dar, der eine epigenetische Prädisposition für die Stressbewältigung in den nachfolgenden Generationen definiert.
apl. Prof. Dr. rer. nat. Jörg Bock
- Neurobiologe
- Apl. Professor für Zoologie/Neurobiologie, OvGU Magdeburg
- Leiter der AG “ Epigenetik und Strukturelle Plastizität”

Frühe Entwicklungstraumata, zu denen auch die Vernachlässigung gehört, gelten als eine der schwerwiegendsten psychischen Traumata. Sie hinterlassen tiefe Spuren in der (Kinder-) Seele und deren Folgen sind lebenslang spürbar. Emotional vernachlässigte Kinder stellen Bezugspersonen, aber auch Fachkräfte häufig vor große Herausforderungen – nicht nur in der Therapie, sondern gerade im pädagogisch/ therapeutischen Alltag. Was sind Auswirkungen von emotionaler Vernachlässigung/ früher Entwicklungstraumata und wie können wir diesen Kindern mit einer Trauma sensiblen Haltung begegnen, um sie zu stabilisieren und nicht zu retraumatisieren?
Katrin Boger
- Kinder- und Jugendpsychotherapeutin
- Traumatherapeutin
- Dipl. Pädagogin
- Supervisorin
- Leitung WZPP - Weiterbildungszentrum für Pädagogik und Psychologie,
- Autorin
- Aalen, Deutschland

Chronische frühe Traumata wirken sich auf vielfältige Weise auf die kindliche Entwicklung aus und können zu Veränderungen der allgemeinen Unterstützungssysteme, der Reifung des sozialen Gehirns und der Entwicklung von Wohlbefinden und Anpassung führen. In diesem Vortrag werde ich unser konzeptionelles Modell der Resilienz vorstellen und die Rolle der bio-behavioralen Synchronität über mehrere biologische und verhaltensbezogene Systeme hinweg als Schlüssel zur Resilienz hervorheben. Anschließend werde ich die Ergebnisse einer einzigartigen Kohorte kriegsexponierter Kinder beschreiben, die von der frühen Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter verfolgt wurden, und zeigen, wie die synchrone Betreuung durch die Mutter Psychopathologie ausgleicht, die empathische Reaktion des Gehirns aufbaut und den mikrobiellen Beitrag zur PTBS vermittelt. Der Vortrag endet mit einer Diskussion über sensible Perioden und Plastizität im Zusammenhang mit frühkindlichen Traumata sowie mit Vorschlägen für gezielte Interventionen.
Professor Dr Ruth Feldman
- Professorin für soziale Neurowissenschaften an der Simms Mann - UCLA
- Leiterin des Zentrums für Entwicklungs-, Sozial- und Beziehungsneurowissenschaften an der Reichman-Universität, Israel
- Direktorin der "Irving B. Harris public clinic for young children and their families"
- Außerordentliche Professorin im "Child Study Center" an der Yale Universität
- Forschungsschwerpunkte: Neurobiologie menschlicher Bindungen, Prozesse der biobehavioralen Synchronie und die Biologie der Resilienz

Babys verraten viel über ihr Geburtserleben durch "somatische Signale". Diese Ausdrucksgesten sind bedeutungsvoll und sehr spezifisch. Wenn wir diese Signale erkennen, können wir genau nachvollziehen, warum und an welcher Stelle des Geburtsprozesses ein Baby überwältigt und traumatisiert wurde. Zerbrechlichkeit und untröstliches Weinen sind in der Regel ein Zeichen für ein unbewältigtes Geburtstrauma. Anhand von Videoausschnitten aus der therapeutischen Arbeit mit Babys und Eltern geht es in diesem Vortrag darum, die Anzeichen von Babys zu erkennen, die auf ein ungelöstes Geburtstrauma hindeuten.
Matthew Appleton, MA, RCST, UKCP
- Psychotherapeut
- Integrative Baby Therapeut
- Craniosacral Therapeut
- Pre- and Perinatal Psychologie
- Mitbegründer und Direktor des Conscious Embodiment Trainings
- Mitbegründen, Co-Direktorin und leitender Lehrer des Instituts für Craniosacrale Studien
- Autor
- Praxis in Bristol, Vereinigtes Königreich

Das Ziel der neonatalen Intensivpflege ist eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung mit dem Ziel, die Ergebnisse für das schwerkranke Kind zu optimieren. Obwohl dies nobel und lobenswert ist, wird bei der Bereitstellung von Intensivpflege oft der Eindruck erweckt, dass der Zweck die Mittel rechtfertigt. In dieser allgemeinen Sitzung wird das Konzept des Leidens vorgestellt, das mit der neonatalen Intensivpflege für das Kind, die Familie und den Arzt verbunden ist, sowie die Auswirkungen, die das Leiden auf die menschliche Entwicklung hat.
Mary Coughlin MS, NNP, RNC-E
- Seasoned staff nurse
- Charge nurse
- Neonatal nurse practitioner
- Administratorin, Ausbilderin, Coach und Mentorin
- Autorin
- Präsidentin und Gründerin von Caring Essentials Collaborative LLC. Boston, USA

Dr. rer. nat. Markus Wilken
- Dipl. Psychologe
- Autor
- Institut für Sondendependenz, Essen

Nicht nur singuläre traumatischen Erfahrungen können in der frühen Kindheit ein bedeutsames Entwicklungsrisiko darstellen, sondern gerade auch sequentielle Traumatisierungen im Rahmen traumatischer früher Beziehungserfahrungen. Diese wirken kumulativ über die Zeit. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass solche Beziehungs- und Entwicklungsbedingungen mit einem erhöhten Risiko für ungünstige epigenetische und neurobiologischen Veränderungen einhergehen. Diese können die seelische und körperliche Gesundheit des Kindes bis ins Erwachsenenalter gefährden. Andererseits können gelingende Beziehungen, die dem Kind ausreichend Sicherheit, Schutz sowie körperliche und seelische Fürsorge bieten, solchen Risiken vorbeugen oder ihnen entgegenwirken. In diesem Zusammenhang spielt das Konzept des „interaktiven Repairs“, also die Erfahrung des Kindes, dass dieselbe Bindungsperson traumatische Erfahrungen in Grenzen wieder gut machen kann, eine besondere Rolle. Therapeutische und pädagogische Interventionen, die darauf abzielen, feinfühlige, reziproke Interaktionen zwischen Eltern und Kleinkind zu unterstützen, können sogar epigenetische und neurobiologische Veränderungen rückgängig machen oder reduzieren. Der Vortrag möchte aufzeigen, welche Maßnahmen diesen Prozess trotz traumatischer Entwicklungsbedingungen unterstützen können.
Dr. med. Nikolaus von Hofacker
- Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
- Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie
- ae4 Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie in München

Babys sind in ein Familiensystem eingebettet und brauchen die Hilfe der Eltern, um ihr Stressniveau zu regulieren. Die Not von Babys, die durch ihre Geburt traumatische "Prägungen" erleiden, destabilisiert die Eltern oftmals, so dass das gesamte Familiensystem in Not gerät. In diesem Vortrag geht es darum, wie Eltern dabei unterstützt werden können, die Geschichte des Babys empathisch zu hören und wie das Familiensystem dadurch von einem Zustand der Not und Dysregulation zu einer sinnvollen Verbindung und Ko-Regulierung übergehen kann.
Matthew Appleton, MA, RCST, UKCP
- Psychotherapeut
- Integrative Baby Therapeut
- Craniosacral Therapeut
- Pre- and Perinatal Psychologie
- Mitbegründer und Direktor des Conscious Embodiment Trainings
- Mitbegründen, Co-Direktorin und leitender Lehrer des Instituts für Craniosacrale Studien
- Autor
- Praxis in Bristol, Vereinigtes Königreich

Das Konzept der traumainformierten Pflege hat seine Wurzeln in der verhaltensbezogenen psychischen Gesundheit, ist aber weit über seine Wurzeln hinaus von erheblicher biologischer und psychosozial-emotionaler Bedeutung. In dieser allgemeinen Sitzung werden die Grundsätze eines traumainformierten Ansatzes für die Pflege auf der Neugeborenenintensivstation vorgestellt, die biologischen Korrelate dieses Paradigmas erforscht und seine Auswirkungen auf das Kind, die Familie und die Gesellschaft im Allgemeinen diskutiert.
Mary Coughlin MS, NNP, RNC-E
- Seasoned staff nurse
- Charge nurse
- Neonatal nurse practitioner
- Administratorin, Ausbilderin, Coach und Mentorin
- Autorin
- Präsidentin und Gründerin von Caring Essentials Collaborative LLC. Boston, USA

Sehr junge Kinder sind in den ersten Lebensjahren besonders verschiedensten Risiken einer Traumatisierung ausgesetzt. Sie können sich rasch in ausweglosen Situationen, z.B. medizinische Eingriffe, Unfälle, Vernachlässigung etc., befinden, in denen weder Flucht, noch Angriff möglich und sie hilflos ausgeliefert sind. Ist dieses Erleben mit sehr starken, überflutenden und evtl. auch andauernden oder sich wiederholenden Stress verbunden, kann es auf Grund der noch nicht gefestigten Persönlichkeitsstruktur und noch nicht ausreichend abgeschlossenen Gehirnentwicklung zu schweren Traumatisierungen bereits im frühen Kindheitsalter kommen, die lebenslange belastende Auswirkungen bis ins hohe Erwachsenenalter nach sich ziehen können. Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten in den ersten drei Lebensjahren gibt es nur sehr wenige. Die meisten psychotherapeutischen Behandlungsmethoden für dieses Lebensalter setzen an den Eltern-Kind-Beziehungen an oder beschränken sich sogar auf eine reine Beratung der Eltern. Eine direkte Behandlung am Kind ist nach wie vor die Ausnahme. Die hier dargestellte Methode I.B.T.® beschränkt sich aber nicht auf eine reine Eltern-Beratung oder die Bearbeitung der Eltern-Kind-Beziehung, sondern stellt einen integrativen Behandlungsansatz von Bezugspersonen-Arbeit, Arbeit an der Eltern-Kind-Beziehung und direkter traumaintegrativen Arbeit am Kind dar.
Katrin Boger
- Kinder- und Jugendpsychotherapeutin
- Traumatherapeutin
- Dipl. Pädagogin
- Supervisorin
- Leitung WZPP - Weiterbildungszentrum für Pädagogik und Psychologie,
- Autorin
- Aalen, Deutschland

Fachkräfte in den unterschiedlichsten Institutionen, die häufig emotional belastenden Situationen ausgesetzt sind, erleben nicht selten Gefühle von Erschöpfung, Hilflosigkeit, Ohnmacht und Wut. Diese Gefühle sind auch typisch für Menschen mit traumatisierenden Erfahrungen. Um eine sekundäre Traumatisierung oder Mitgefühlserschöpfung zu vermeiden, benötigen Fachkräfte eine Anerkennung der möglichen eigenen Gefährdung und einen respektvollen Umgang im Team, ein Basiswissen über die Prozesse der Gefährdung und Vermeidung sowie praktikable Handlungsmöglichkeiten. Eine bedeutsame, noch zu wenig beachtete Rolle spielen dabei Prozesse des Autonomen Nervensystems. Hier sind in den letzten Jahren eine Reihe von beeindruckenden Erkenntnissen aus der Neurophysiologie entstanden, die einen wichtigen Beitrag zu Prävention und alltäglichen Achtsamkeit gegenüber den Phänomenen der Sekundären Traumatisierung leisten können.
Dr. phil. Mauri Fries
- Dipl. Psychologin
- HP-Psychotherapie
- Systemische Familienberatung und Supervision
- Somatic-Experiencing (SE)® Practioner
- Fort- und Weiterbildung „Frühe Kindheit“
- Privatpraxis in Leipzig
Somatic Experiencing® (SE™) ist ein naturalistischer und neurobiologischer Ansatz zur Heilung von Traumata und anderen stressbedingten Störungen. SE bietet einen Rahmen, um zu beurteilen, wo eine Person in ihren Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen "feststeckt", und liefert klinische Werkzeuge, um diese fixierten physiologischen Zustände aufzulösen. Es bietet praktische Fertigkeiten, die für verschiedene Heil- und Hilfsberufe geeignet sind, darunter psychische Gesundheit, Medizin, Physio- und Beschäftigungstherapien, Körperarbeit, Suchtbehandlung, Ersthelfer, Pädagogen und mehr.
In diesem Vortrag wird Dr. Peter A. Levine, der Entwickler von Somatic Experiencing, zeigen, wie SE durch eine Kombination aus theoretischen Erklärungen und körperorientierten Erfahrungsübungen Traumata behandelt. Die Teilnehmer lernen die Grundlagen des Traumas kennen und erforschen, wie die Regulierung des Nervensystems und die Bewusstheit der Körperempfindungen die Klienten aus dem Traumazustand heraus und zu einem stärker verkörperten und regulierten Gefühl des authentischen Selbst führen können.
Peter A Levine, Ph.D.
Peter A Levine, Ph.D.
- Biophysiker, Psychologe, Psychotraumatologe
- Entwickler und Begründer des Somatic Experiencing® (SE™)
- Gründer und Präsident des Ergos Institute of Somatic Education
- Autor mehrerer Bestseller-Bücher über Trauma